RETTBERG, Rolf

ALCANDORS SPIEGEL

Pridamant, der Vater Clindors, ist auf der verzweifelten Suche nach seinem Sohn. Seine letzte Hoffnung ist der Zauberer und Philisoph Alcandor, der mit einem Zauberspiegel in die entferntesten Winkel der Welt sehen kann. Pridamant fleht ihn an, ihm zu helfen. Eine Bedingung muss Pridamant akzeptieren: Alcandor kann ihm alles zeigen, was sein Sohn erlebt, der Vater darf aber niemals eingreifen, er kann nur stummer Zuseher bleiben. Und so beobachtet Pridamant die merkwürdigsten Abenteuer seines Sohnes. Clindor erobert Frauen, dient sich bei Adeligen hinauf, macht sein Glück und verspielt es wieder, gerät in Rufhändel und wird schließlich von Soldaten getötet. Dem verzweifelten Vater ruft Alcandor zu: „Tot, Pridamant? Nein, Täuschung, Illusion ...?“

Alle, die der Vater beobachten konnte, auch sein Sohn, sind Schauspieler. So ist die Täuschung, die Illusion doppelt gewesen. Jetzt endlich darf der Vater Clindor umarmen, die beiden verlassen die Szene.

Alcandor hat das letzte Wort:

„Die Welt ist Welt und nicht Theater!

Man muss nur in Alandors Spiegel schauen

und sieht – real! – reales Grauen!

Die Welt ist weder Spiel noch Weise!

Nur Kampf seh’ ich, nur Krieg , nur Krise ...

Und seh’ am Ende – schaudernd! – ein ...

Der Mensch würd’ selbst als Gott

Nur Plagiat des Teufels sein ...

3 D    6 H

Sprechtheater - Schauspiel

Originaltitel: L'Illusion

Werkangaben: Frei nach Pierre Corneille