BECHER, Ulrich

DIE EROBERUNG EINER KLEINSTADT

Der in Berlin lebende bulgarische Musikstudent Misky ist davon überzeugt, die Welt mit seinem Geigenspiel erobern zu können – und nicht mit der Waffe in der Hand.

Bei Kriegsausbruch, der auch sein Heimatland erfasst hat, wird er eines Tages von dem Berliner Konservatorium verhaftet und zur Armee eingezogen.
Er wird einer Division zugeteilt, die bereits in einem monatelangen Stellungskrieg festgefahren ist. Misky ist der Liebling seiner militärischen Umgebung, da er alle mit dem Spiel seiner Geige verzaubert. Doch die Militärführung sieht das anders und schickt ihn auf ein sogenanntes Himmelfahrtskommando. Er soll – als einzelner Späher – erkunden, warum von der gegnerischen Seite seit einiger Zeit keine Kampfhandlungen mehr gesetzt werden. Mit der geige in der Hand zieht er los und kommt ungefährdet durch die nicht mehr vorhandenen gegnerischen Linien bis zu der dahinterliegenden verteidigt gewesenen Kleinstadt. Misky wird enthusiastisch als der langersehnte Befreier begrüßt und ist gezwungen, diese fragwürdigen Ehren eine Nacht lang genießen zu müssen. Er selbst leistet einen Beitrag, in dem er das erste Mal nach unermüdlichen Proben sein Meisterstück, die „Chaconne“ von Bach fehlerlos spielt.

In der Früh erinnert er sich seines Auftrags und wird mit einer zur Verfügung gestellten Kutsche zum Abschnittskommandanten zurückgebracht, dem er erklärt, seine Aufgabe exakt erledigt zu haben. Er erhält große Belobigungen und es spricht sich sein Erfolg, der militärisch nunmehr zu einer Heldentat verzerrt wird, bis ins Armeehauptquartier durch.
Er wird somit – ohne, dass er es weiß – zum „Superspäher“.

In der Folge zieht man Misky von seiner Einheit ab und er wird zu einem tatsächlich extremen Fronteinsatz versetzt. Mit der gleichen Naivität geht er auch auf diesen Auftrag ein, die gegnerische Stellung ausspähen zu müssen. Dabei wird ihm von einer Granate die linke Hand weggerissen. Niemand kann seine Verzweiflung verstehen. Er ist ja mit dem Leben davongekommen, was bedeutet denn schon eine Hand bei der Vielzahl der Toten eines Krieges.

2 D    13 H

Sprechtheater - Schauspiel

Dekorationen: 2 Dek