BOESER, Knut

DIE MENAGERIE VON SANSSOUCI

Am Hof von Sanssouci hat Friedrich die besten Köpfe seiner Zeit versammelt: LA METTRIE, den Arzt, MAUPERTUIS, den Literaten, den er zum Präsidenten seiner Akademie gemacht hat und VOLTAIRE, den Zyniker, der sich und andere nicht schont.

Literatengezänk, körperliche Leiden, eifersüchtiges Lauern auf königliches Lob bestimmen Tage und Nächte der erlesenen Schar.
Das letzte Ziel heißt immer Macht und Geld.

MAUPERTUIS hat ein hochtrabendes, dummes Buch mit verblasenen Ideen geschrieben und glaubt sich vom König dafür bewundert. Auf dem Gipfel des Glücks muss er erkennen, dass Friedrich ihn verspottet hat und die Absurdität seiner Einfälle geiselt und schon wird alles geleugnet: „Es war nicht mein Buch.“ Seinem Einfall, eine glänzende Gegenschrift auf das weggelegte literarische Kind zu verfassen, kommt VOLTAIRE schnell zuvor. Er stellt in einem genialen Aufsatz MAUPERTUIS bloß und blamiert den Verfasser bis auf die Knochen. Friedrich als Dichter bewundert und anerkennt die Leistungen VOLTAIRES, als König kann er die Blamage des Präsidenten der Preussischen Akademie der Wissenschaft nicht dulden.

Friedrich weiß um seine unvermeidliche zwiespältige Haltung:
„Wenn ich Verse schreibe, bin ich ängstlich wie ein Schüler…ich nehme ihren Rat dankbar an, ein Lob von Ihnen verdoppelt meine Kräfte, aber Kritik wäre Zersetzung der Moral, die muss ich unterbinden.“ Und schließlich: „Ich darf nie schwach sein.“ VOLTAIRE erweist ihm einen echten Freundschaftsdienst: Er verbrennt das Buch. Der König ist gerührt. Dass er weiß, dass VOLTAIRES Buch am nächsten Tag bereits in ganz Europa gelesen werden wird und man über ihn und über seinen Hof lacht, verrät er nicht. Das ist sein persönlicher Triumph.

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Sprechtheater - Schauspiel