RODA RODA, Alexander

FRÜHSTÜCK BEIM FELDMARSCHALL

1848. Reichsweiter Aufruhr gegen Habsburg und Wiener Zentralgewalt.

Heikle Lage für den 83-jährigen Feldmarschall Radetzky, der als Kommandant in Italien im Mailänder Palazzo Reale mehr mit Tricks und Glück residiert als mit Truppen. Verstärkung ist von nirgends zu erwarten, Prinz Belgioso, der Führer des hiesigen Aufstands, noch immer nicht gefasst, und Kastellverteidiger von Schulenburg eingeschlossen; was freilich Lio, dessen 16-jährige Tochter, nicht hindert, auf geheimen Wegen mit ein paar Kanonieren regelmäßig in die Stadt einkaufen zu gehen, sodass zu Radetzkys Trost und staunen das Kastell gut versorgt ist. Da man für Sonntag einen Großangriff erwartet, will Generalquartiermeister von Bless schon morgen, Samstag, präventiv losschlagen und „Mailand ausräuchern“, was wieder Radetzky ablehnt, der nichts davon hält, „wenn kein krieg da ist, sich ihn selber zu machen“; weshalb er alle militärischen Schritte von Bless hintertreibt und das Dekret, das Mailands Verteidigung Bless überträgt, ignoriert.

Da kommt eine Anzeige gegen Tutu, Sohn einer befreundeten Gräfin, wegen wiederholter Bekleidung als bettelnder Leiermann Radetzky sehr gelegen, da seiner Leibwache nach Verlust eines Mannes nun in Tutu, der ohnehin nach Mailand will, um Freundin Lilo nahe zu sein, ein wendiger und durch Lio auch sehr ortkundiger Ersatzmann erwächst. Radetzky macht ihn zum Kommandanten des Trupps mit dem Auftrag, sofort ins Kastell mit der Weisung an Schulenburg vorzudringen, keinesfalls schon Samstag die Stadt unter Feuer zu nehmen.

Und das Team arbeitet. Während Tutu nach Lios Regie als „taubstummer Leiermann“ in einem konspirativen Café, (das Belgioso alias Peru selbst führt, und wo Lio als Spionin häufig serviert) Namen und Pläne des Führungsstabs erfährt, zerstört Lio schon dessen Timing durch überraschendes Auslösen der Alarmkanone aus dem Kastell; und kurz darauf lässt der rasch informierte Radetzky die sechs wichtigsten Herren, um sie für die Tage der Unruhe aus dem Verkehr zu ziehen, mit goldrandigen Einladungskarten für heute früh, fünf Uhr, zum ‚Frühstück beim Feldmarschall‘ bitten und durch seine Leibwache sehr höflich, „aber unbedingt2; AUS Häusern und Betten holen. Bis zur Rückkehr von Ruhe und Ordnung würden sie seine Gäste bleiben.

Natürlich ist der „Gastgeber“ nun auch bemüht, die Hinrichtung wegen Hochverrats, die zumindest Belgioso von Blessens Standgericht droht, zu verhindern. Und stark motiviert durch Lio, die das Verbrechen durch Störung doch verhindert habe und auch eine Schwäche für den Pseudowirt hat, lässt Radetzky, ohne jede Befugnis dazu, im letzten Moment den Verurteilten frei, da Hochverrat ohnedies eine Frage des Geburtsdatums sei: Belgioso sei einfach „zu früh geboren“, da es eben noch kein Italien gibt.

Wie schon öfter gibt der Zufall ihm recht: Von allen Seiten rücken kaiserliche Truppen heran, Radetzky wird als Kommandant wieder eingesetzt, der Pater, der Belgioso unterm Galgen beistehen sollte, darf stattdessen Tutu und Lio trauen. Als Strafe für Tutus Maskeraden empfiehlt Radetzky acht Tage Zimmerarrest mit Lio. Sein Dank an Gott geht in den Radetzkymarsch über.

Handlungspraller Politkrimi aus der Zerfallschronik des Habsburgerreichs um ein sympathisches Agentenpärchen im Dienst des ewig jungen Radetzky…

3 D    24 H

Sprechtheater - Schauspiel

Dekorationen: 3