BERGER, Herbert

MORGEN. GRAUEN. DER DONAU EWIGES GEHEIMNIS

In jenen Funktionären, die im Dritten Reich den Schein von Legalität aufrechterhalten, treten die grotesken Charakterverwerfungen des Regimes besonders deutlich zutage. Der Scharfrichter Ulicky, der von Berlin nach Wien "berufen" wird, gehört zu diesem Typus. Er klammert sich an Formen und Rituale; er belehrt seinen Gehilfen über die "historischen und geistigen Grundlagen" seines Berufes; er betreibt Schädelkunde; er leidet darunter, daß sein Gewerbe als schändlich angesehen wird, daß er es verleugnen muß. Als beim Herannahen der Roten Armee der Gerichtshof nach Stein verlegt wird, muß er natürlich mit. Er will nicht ohne seine Guillotine reisen. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um eine Transportmöglichkeit aufzutreiben. Doch er kommt nie an. Seine Geliebte erfährt, welchen Beruf er hat und wirft sich einem Feldwebel an den Hals. Dieser schießt auf den eifersüchtigen Henker, verwundet ihn. Das "Gerät" wird in der Donau versenkt. Der Gehilfe verläßt ihn. Die Tödin konfrontiert ihn mit den "letzten Dingen". Angeregt wurde das Stück durch einen Bericht in der Tageszeitung "Neues Österreich" vom 3. Jänner 1948: "Das Fallbeil im Flüchtlingsgepäck ... Am 5. April hat er eigenhändig das Fallbeil im Wiener Grauen Haus abmontiert, um sich damit nach Stein abzusetzen ... Wo er sich von seinem kompromittierenden Gepäck, dem Fallbeil, schließlich für immer getrennt hat, ist nicht bekannt. Seither fehlt vom letzten Henker der Nazizeit jede Spur ..."

2 D    4 H

Sprechtheater - Schauspiel

Dekorationen: 4