BARYLLI, Gabriel

POLSPRUNG

Viktor Abramowitsch richtet sich in einer Berghütte auf 2400 Metern Höhe häuslich ein. Ausgerüstet mit vollen Kartons für das "Leben danach" will der Anwalt, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, den nahenden Weltuntergang überstehen. Den finanziellen Neuanfang sollen 300 Unzen Silber und 200 Unzen Gold ‐ der Erlös für seine verkaufte Kanzlei ‐ sichern. An alles hat er gedacht: von Batterien, einem Weltempfänger mit Kurbel bis zum Klappspaten und Zweitdosenöffner und ‐ als "Notvorrat für die Seele" - sechs Flaschen Whiskey. Nur mit dem Erscheinen des Besitzers der Hütte hat er nicht gerechnet. Plötzlich steht Jacob Fernreiser in der Tür, und kann sich an einen Mietvertrag nicht mehr erinnern. Nach anfänglichen Differenzen einigen sie sich auf einen Verbleib Viktors bis zum 6. Jänner des Jahres 2013. Obwohl Jacob seinen Untermieter für einen Spinner hält und dessen Endzeit‐Theorien bezweifelt, kommt er doch kurz vor dem "Termin" mit einem Weihnachtsbaum vorbei, um mehr über Viktor und den erwarteten, das Ende des Planeten auslösenden "Polsprung" zu erfahren. Doch statt des Weltunterganges verschüttet eine Lawine das Haus und zwingt die beiden Männer, länger als gewollt zusammenzubleiben. Die Kurbel zum Weltempfänger ist verschwunden, sie sind komplett abgeschnitten, nicht einmal Jacob scheint jemand zu vermissen. Aber die "einander überschneidenden Kausalzusammenhangsketten" haben sie nun einmal an diesem Ort zusammengebracht. Und so aktivieren sie ihre Chakren, machen sich "Gamma Ray‐bursts"‐fit, singen unterm Christbaum, stoßen zu Silvester miteinander an, und als im März endlich das ersehnte Tauwetter einsetzt, findet sich auch die Kurbel für den Weltempfänger wieder. Sie schalten ein, drehen am Sendersuchlauf, suchen alle Frequenzen ab und - und...was hören sie...?

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Sprechtheater - Schauspiel