BERGER, Herbert

WIEN MUSS FALLEN

Sind die Irrtümer dessen, über den die Geschichte hinwegrollt, immer Dummheit, feiger Opportunismus oder Verrat? Als Beispiel eine belagerte Stadt, Wien, 1683. Was tut ein Intellektueller, der den sicheren Untergang dieser Stadt vor Augen hat, einer, der zu wissen glaubt, dass der jungen und dynamischen Kraft des Islam die Zukunft gehört? Was widerfährt ihm, der auch noch grundsätzlich zum Pazifismus neigt? Johannes Trattner will zuerst nichts anderes, als seine Freunde warnen. Er nimmt sich des Flüchtlingsmädchens Katharina an. Er will ein Massaker verhindern, er will Wege zeigen, wie die Stadt der Katastrophe entgehen könnte. Seine Versuche, anständig zu bleiben, scheitern aber ebenso wie seine Fluchtversuche. Er gerät in den Sog der Parteien, man macht ihn zum Verräter und zum Verbündeten, zum Verbrecher und zum Helden. Ein Spionagenetz fliegt auf, Trattner wird eingekerkert, und vor der Hinrichtung rettet ihn nur der Bischof Kollonitsch. Dieser bereitet seine Kirche darauf vor, im Untergrund zu überleben und möchte Trattner als "seinen Mann" gewinnen. Doch als das Entsatzheer den Fall der Stadt verhindern kann, wird alles, was sich um die Person Trattners rankt, hinfällig. Als Symbolfigur aller Irrungen und Irrtümer wird er beseitigt.

4 D    14 H

Sprechtheater - Schauspiel