ŞURDUM, Kundeyt
„Es ist gut, wenn man die Grenzen überschreitet. Man kennt dann die Menschen. Und man erfährt plötzlich, dass die Menschen überall gleich sind ... Ich freue mich, dass ich dort und hier gelebt habe, dort und hier lebe.“ (Kundeyt Şurdum in einem Radiointerview, 1984)
Kundeyt Şurdum (1937–2016) gilt – neben Aras Ören, Yüksel Pazarkaya oder Güney Dal – als eine der frühesten und zugleich bedeutendsten Stimmen der deutsch-türkischen Literatur und zählt zu den wichtigsten Lyriker*innen des 20. Jahrhunderts in Österreich.
Von 1957 bis 1971 studiert Şurdum in Istanbul Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie. Während des Studiums schreibt er erste Gedichte und übersetzt Texte von Ingeborg Bachmann, Paul Celan u. a. ins Türkische. 1971 verlässt er aufgrund des Militärputsches und der damit verbundenen Unterdrückung mit seiner Frau die Türkei und übersiedelt nach Österrreich, Vorarlberg. Er arbeitet als Publizist, Lehrer, Dolmetscher und Übersetzer. 1974 liest er im ORF Landesstudio seine Gedichte und wird in den folgenden Jahren vermehrt als Lyriker und Hörspielautor bekannt. 1988 erscheint sein erster Gedichtband „Unter einem geliehenen Himmel“ (Nachwort Michael Köhlmeier), 1991 „Landlos. Türken in Vorarlberg“ (mit Fotos von Nikolaus Walter) und 1993 „Kein Tag geht spurlos vorüber“. 1996 erhält er den Johann-Peter-Hebel-Preis, Baden-Württemberg, 2000 wird er in der Reihe „Persönlichkeiten des Jahrhunderts“ im ORF Vorarlberg portraitiert, 2003 wird ihm das Große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg verliehen. 2022 erscheint posthum im Verlag Sonderzahl unter dem Titel „Hier endet die Fremde“ das gesammelte Werk Şurdums, der Nachlass wird im Franz-Michael-Felder-Archiv, Bregenz, aufbewahrt.