ZEEMANN, Dorothea
Dorothea Zeemann verstand es wie kaum eine Zweite ihrer Generation, Verhältnisse aufzudecken, ohne sich zu schonen. Sie wusste um ihren Anteil, die Zerrissenheit, den Kleinmut und ihren Hang, sich, wie sie einmal sagte, selbstquälerisch ins Zwielicht der eigenen Geschichte zu schreiben. Im Schreiben ohne Tiefschutz war sie bemerkenswert und wahrscheinlich ohnegleichen.
Anna Baar über Dorothea Zeemann, 2023
Dorothea Zeemann (geb. 20.4. 1909 in Wien, gest. 11.12.1993 ebenda) veröffentlichte ab 1945 Rezensionen, Theaterkritiken, Hörspiele und Kurzgeschichten. In den 50er-Jahren wird sie zur Namensgeberin und Mentorin der „Wiener Gruppe“. Zwischen 1979 und 1991 publizierte sie nach ihrem viel beachteten Roman Das Rapportbuch sechs weitere Bücher, darunter die autobiographischen Bände Einübung in Katastrophen und Jungfrau und Reptil, das „Skandalbuch“ über ihre Beziehung zu dem Schriftsteller Heimito von Doderer. 2024 wurde im Theater Nestroyhof, Hamakom das Stück Erbe aus dem Nachlass Zeemanns uraufgeführt.