Herbert Schäfers Dramatisierung von Homers „Odyssee“ konzentriert sich auf den äußerst angreifbaren „Helden“ als einen Mann, der sich von den Göttern zum Krieger berufen fühlt. Hier verwandelt Circe nicht Odysseus‘ Krieger in Schweine, sondern sie führt ihm vor, wie er selbst sie in Schweine verwandelt hat. Der Zyklop Polyphem ist ein Außenseiter, der Odysseus‘ Weltbild in Frage stellt und deshalb als Feind angesehen wird. Die Menschen betrachten die Götter eher als eine Spiegelung ihres eigenen Handeln und Denkens und als Rechtfertigung des eigenen (schlechten, und fatalerweise, guten) Gewissens. Nach zwanzig Jahren kehrt ein Mann heim nach Ithaka, der zu einem unkriegerischen Leben kaum noch in der Lage ist. Für seine Frau Penelope ist der Mann, auf den sie seit vielen Jahren gewartet hat, nur noch zu ahnen. Schäfers Bühnenfassung ist nahe an der Poesie und Bildkraft des Original-Epos, gestaltet aber auch freie Szenen um nach einem Heldenbild zu suchen, das sich vom Klischee sonstiger Bearbeitungen unterscheidet.
4 D / 6 H