Wien, vor dem Ersten Weltkrieg, die Donaumonarchie wird bald Geschichte sein. Aus den Wasserfällen von Slunj werden schlicht Wasserfälle. Nicolaus Hagg spürt in seiner dramatischen Weiterführung von Heimito von Doderers großem Roman einer Gesellschaft vor dem Untergang nach. Im Zentrum steht der britische Industrielle Robert Clayton, der in Wien eine Zweigstelle seiner heimischen Maschinenfabrik aufbaut. Roberts Frau Harriet hat Heimweh und kehrt offiziell zu ihrem kleinen Sohn Donald - inoffiziell zu Roberts Vater, mit dem sie eine Affäre hat - nach England zurück. Sie stirbt bei einem Autounfall. Donald tritt nach Abschluss seines Studiums in die väterliche Firma in Wien ein. Bei einer Soiree bei Gräfin Ergoletti lernt er die junge Ingenieurin Monica Bachler kennen. Sie ist die Nichte von Roberts Rechtsanwalt Dr. Eptinger. Als Kind wurde sie von zwei Prostituierten - damals Untermieterinnen des Devotionalienhändlers Josef Chwostik, dem späteren Kanzleichef der Firma Clayton - vor dem Ertrinken im Donaukanal gerettet. Die Liebe zu Monica treibt einen Keil zwischen Vater und Sohn Clayton. Donalds Eroberungswille steht dem seines Vaters weit nach. Robert lässt sich Monica nicht nehmen und zahlt einen hohen Preis. Er schickt Donald nach England zurück und überlässt ihm und Chwostik die Firma. Donald erkennt viel zu spät die Fehler seines defensiven Liebeswerbens. Als er während einer Geschäftsreise von der Heirat seines Vaters mit Monica erfährt, stürzt er bei den Wasserfällen von Slunj in den Tod. Nicolaus Haag zeichnet Doderers Figuren-Panoptikum der österreichisch-ungarischen Monarchie quer durch alle sozialen Schichten und legt den Fokus auf die Frage: Gibt es einen legitimen Anspruch auf das Glück? Und bedeutet das Glück des einen das Unglück des anderen?
5 D / 6 H
Nach Motiven des Romans „Die Wasserfälle von Slunj“ von Heimito von Doderer, erschienen bei C.H.Beck