FODOR, Ladislaus

ARM WIE EINE KIRCHENMAUS

Der Aufstieg eines armen, aber tüchtigen Wiener Mädchens, eingebettet in das Lokalkolorit der Wirtschaftsrezession, Massenarbeitslosigkeit und Tristesse, ist Mittelpunkt dieses Mutmacher-Märchens.
Mit List und Tücke gelingt es der mädchenhaften Susie Sachs, ins Nervenzentrum der Universalbank vorzudringen. An Vorzimmerdrachen und Direktoren vorbei, ins Reich des unnahbaren Barons Thomas Ullrich, dem Präsidenten, der soeben hunderte Mitarbeiter entlassen hat. Auch seine Privatsekretärin fiel den neuen Managementmethoden zum Opfer, die er aus Amerika zurückgebracht hat. Ab jetzt zählt nur mehr eines: Gewinnmaximierung.
Die Mischung aus Unverfrorenheit, Kampfeslust und Entschlossenheit, mit der ihn dieses Mädchen überfällt – ja geradezu überwältigt und nötigt – fasziniert den Bankier und er hört zum ersten Mal hautnah von Menschen, die ums tägliche Brot kämpfen, die in ihren Kabinetten frieren und hungern, denn diese Susie sagt von sich selbst, sie sei arm wie eine Kirchenmaus und ihr letztes Geld hat sie für diesen alles entscheidenden Kontakt investiert. Das nennt man Einsatz von Risikokapital.
Schon die ersten strengen Tests, die der kritische Präsident dem blassen und unbekannten Geschöpf auferlegt, weisen Susie als Universalgenie aus. Sie ist ein Büro- und Organisationsgenie. Perfekt in Steno und Sprache4. Binnen Tagen hat sie den Vorhof zur Macht fest im Griff. Für den Baron wird sie zur unentbehrlichen Mitarbeiterin. Ihre Professionalität fasziniert den gesamten Vorstand der Bank.
Bei heiklen Verhandlungen in Paris erweist sich das „Mäuschen“ als Diplomatin und Vertraute, organisiert Empfänge und Pressekonferenzen, als hätte sie nie etwas anders getan. Aber auch das Privatleben des Barons arrangiert sie gekonnt, indem sie – bereits über beide Ohren in ihren Chef verliebt – diesen von seinen zahlreichen Geliebten isoliert. Als Susies gefeuerte Vorgängerin ihr Glück in der Rolle der Präsidenten-Mätresse fortzusetzen gedenkt, geraten die Rivalinnen in eine heftige Auseinandersetzung, die die Kirchenmaus für sich entscheidet.
Baron Ullrich aber gerät in Rage, als er merkt, wie bestimmend Susie bereits über sein Privatleben disponiert und ordnet die förmliche Entlassung seiner erfolgreichen Sekretärin an, der sofort eine glühende Liebeserklärung und der für den Komödienschluss unvermeidliche Heiratsantrag folgt.

2 D    7 H

Sprechtheater - Schauspiel

Übersetzung: Geyer, Siegfried

Bearbeitung: Geyer, Siegfried

Uraufführung: 1928 WIEN AKADEMIETHEATER

Dekorationen: 2

Werkangaben: LUSTSPIEL IN DREI AKTEN