CSOKOR, Franz Theodor

BAUM DER ERKENNTNIS

Der Schauplatz der Mythe, geschrieben 1916, bleibt durch alle 7 Begebenheiten der gleiche: ein Weg, ein Acker, der Blick in tiefergelegenes Land; rechts Gesträuch, links Steine, beides am Wege. Als Gestalten treten auf: der Mann, das Weib und der Schatten. Der Schatten drängt sich zwischen Mann und Weib, von der Gier des Mannes zu Gestalt geworden. Der Schatten wird zum Nachäffer des Schöpfers. Sät Unkraut unter den Weizen. Der Mann träumt von der Reinheit der ersten Liebe. Der Schatten aber zwingt die Frau „in rote Finsternis und Mohn“. Die rote Finsternis ist ein metaphysisches Tarnwort, wie das Bild vom Mohn, mit dem die völlige Hingabe, das temporäre >Aussetzen des kontrollierenden Verstandes angedeutet werden soll. Mutterschaft wird als höchstes Glück, als höchster Zweck, als höchste Bestimmung des Weibtums apostrophiert. Als das Kind geboren ist, versucht der Schatten den Mann zu zerstören. Mann und Schatten würden nach der Geburt des Kindes der Frau nichts mehr bedeuten können.

Der Mann erkennt sein Los: „Beide nun Schatten“. Und doch gibt es eine Hilfe: die Liebe.

1 D    2 H

Sprechtheater - Schauspiel