KÜHNELT, Hans Friedrich

DIE ABONNENTEN

Da die „ersten“ Schauspieler ständig mit Dreharbeiten beschäftigt sind und da auch der Plan, mit Amateurschauspielern Theater zum Nulltarif zu machen, scheitert – was nichts kostet, kann nicht gut sein, meinen die Leute und müssen mit Werbegeschenken ins Theater gelockt werden –, verfällt man auf eine skurrile Idee: In einer Hamlet-Aufführung kann jeder Vermögende auftreten, wenn er das bezahlt, was ihm und seiner Eitelkeit die Rolle wert ist. Da sich viele Hunderte um Hamlet und Ophelia bewerben, wird eine Versteigerung der Rollen veranstaltet, die jene Unsummen einbringt, aus denen nun einem ganz neuen Publikum – Pensionisten, Arbeitslose etc. – das sogenannte Sitzgeld ausbezahlt wird, die eitlen Dilettanten verlangen natürlich ein volles Haus. Die Schauspieler zahlen also, die Zuschauer verdienen, und das Haus ist so erfolgreich, dass es auf staatliche Subventionen verzichten kann. Das aber ruft die Gewerkschaft auf den Plan: Ein junger Mann, der die Rolle des Hamlet für eine Publikumsbeschimpfung nützt, liefert den willkommenen Vorwand – in Wahrheit stecken wirtschaftspolitische Gründe dahinter - , das Theater schließen zu lassen. Von nun an muss das Publikum wieder zahlen: um gepflegtes, herkömmliches Theater zu sehen, das es überhaupt nichts angeht.

2 D    0 H

Sprechtheater - Schauspiel