EGON, EGOENCHEN
Egon ist Lehrer an einer höheren Schule und leidet unter seinen Komplexen, seinen Depressionen und an seiner Trunksucht. Er fürchtet sich vor allem, sogar vor seinen Schülern. Seine Frau Hilde erwartet ein Kind und stirbt vor der Geburt.
Die weitere Handlung des Stücks zeigt einerseits Vater-Egons psychischen und physischen Zerfall und seinen frühen Tod durch Trunksucht, andererseits den Werdegang seines Sohnes Egönchen. In den ersten Klassen der Schule ist er ein totaler Versager, stottert und kann den Anforderungen kaum nachkommen. „Es liegt ein Gewicht auf Ihrem Jungen, das drückt ihn noch zu Boden“, sagt der Kollege zum Vater. Die milieubedingten Verhaltensstörungen des Jungen können mit der Zeit behoben werden. Dem Anschein nach entwickelt er sich wie jeder andere Bursche auch. Egönchen hat sich mit Vreni, einer Mitschülerin, befreundet, und es entsteht zwischen beiden ein Liebesverhältnis.
Egönchen muss schließlich doch von der Schule, da er sich vom Lehrstoff überfordert fühlt. Er gerät in schlechte Gesellschaft und freundet sich mit Franz an, der ihn zum Trinken überredet. Es kommt, wie es kommen muss, Egönchen tritt in die Fußstapfen seines Vaters, er ist auch charakterlich labil, depressiv und trunksüchtig.
Als Vreni von Egönchen schwanger wird, erzählt sie es Franz, der jetzt eine Chance sieht, Vreni für ein amouröses Abenteuer zu gewinnen. Er drängt dem total betrunkenen Egönchen seinen Motorradschlüssel auf, um ihn loszuwerden. Nach anfänglichem Zögern willigt Vreni schließlich ein und geht mit ihm nach Hause. Am nächsten Morgen erfährt sie von ihrer Mutter, dass Egönchen mit dem Motorrad tödlich verunglückt ist. Sie zwingt ihre Tochter, das Kind abzutreiben.
Eine starke Sprachgestaltung und überzeugende Figuren kennzeichnen das neueste Stück von Roland Merz. Die Dialoge sind so aufgebaut, dass das Unheil, das über ihnen schwebt, von Szene zu Szene immer spürbarer wird. Egönchen ist untrennbar mit dem Schicksal seines Vaters verbunden, an ihm vollziehen sich quasi dessen Sünden, und er wird ebenfalls das Opfer seines schwachen Charakters. Aber auch die anderen Figuren lernen wir in ihren negativen Eigenschaften und Reaktionen kennen. Werte wie Freundschaft und Liebe stellt der Autor nicht nur in Frage, sondern decouvriert sie als Scheinwerte.
Die Schicksalhaftigkeit der Figuren, ihre Wehrlosigkeit gegenüber ihrer Veranlagung, verbunden mit einem großen Maß an Gleichgültigkeit und Schwäche bedingen die unausweichliche Katastrophe ihres Lebens.
7 D 7 H
Sprechtheater - Schauspiel
Dekorationen: 2 veränderliche Grunddekorationen
Werkangaben: Stück in 12 Szenen