ARTMANN, H.C. / MOLIÈRE, -

GEORGE DANDIN ODER DER GENASFÜHRTE EHEMANN

Unter allen Stücken Molières, die mit boshaft spitzem Witz menschliche Schwächen aufspießen, ist die an eine Farce rührende Tragikomödie „George Dandin" das brutalste. Nicht nur, daß Molière in dieser 1668 entstandenen Auftragsarbeit die heruntergekommene Provinzaristokratie der Lächerlichkeit ebenso preisgibt wie den snobistischen Drang eines nur in seinen geistigen Mitteln beschränkten Landmanns nach Höherem: Die Art, wie einem ehrbaren Menschen in drei Runden schonungslos das Rückgrat gebrochen wird, wie eine im Standesdünkel verblödete Adelsschicht immer noch genug Raffinement aufbietet, den Bauer, auf den sie ob seiner finanziellen Möglichkeiten angewiesen ist, neidvoll zu demütigen, den Gehörnten, der um seine Hörner weiß, auch noch auf die Knie zu zwingen, dieser so ungleiche Kampf offenbart auf Seiten der Täter wie des Opfers erschreckend jene Spezies Mensch, die stets allein auf den eigenen Vorteil bedacht sein wird.

3 D    5 H

Sprechtheater - Komödie

Übersetzung: Artmann, H.C.

Originaltitel: Georges Dandin ou Le mari confondu

Bearbeitung: Wochinz, Herbert

Werkangaben: Tragikomödie in 3 Akten