GLÜCKSKINDER
Memo und Nada sind ein stinkreiches Ehepaar. Sie schwimmen förmlich im Geld, bewohnen eine luxu-riöse Villa mit Angestellten, es fehlt an nichts. Eine zweckorientierte Ehe, in der es an Harmonie jedoch nicht fehlt. Im Gegenteil: Die beiden verstehen sich prächtig. Ein Herz und eine Seele. Jeder lässt dem anderen genügend Freiraum. Man erzählt euphorisch von seinen Seitensprüngen und versichert sich der gegenseitigen Zustimmung. Eine Ehe ohne Krisen.
Eines Tages serviert die bildhübsche Cele im ehelichen Schlafzimmer den Tee. Sie wird als Nichte der alten Mina ausgegeben, die seit Jahren den Haushalt führt. Cele ist mit dem Elektriker Lupo zusammen, der in der Villa oft zugange ist und sie geschickt einschleust. Die beiden kommen von unten, das Leben hat ihnen nichts geschenkt. Mit wachsendem Interesse betrachten sie den Überfluss der Upper-class. Heiraten wollen sie noch nicht. Sie geben sich als getrenntes Paar aus und verfolgen eiskalt ihre Pläne.
Cele verdreht Memo den Kopf, während Nada ein Auge auf Lupo geworfen hat. Memo hofiert die An-gebetete, die ihre sexuelle Zuwendung geschickt dosiert. Und Nada protegiert den jungen Lover, der sie täglich unter Strom setzt. Unter dem Vorwand nicht käuflich zu sein, lassen die beiden Emporkömmlin-ge ihre ahnungslosen Gönner zappeln und erhöhen stetig ihren Preis. In demonstrativer Bescheidenheit lehnen sie großzügige Geschenke ab, um über tränenreiche Umwege präzise ihre wahren Wünsche zu diktieren und noch viel mehr einzuheimsen. Bald residiert die ehemalige Bedienstete Cele mit Personal, Lupo erhält eine fixe Anstellung in Memos Firma und als Draufgabe ein eigenes Geschäft in der Nähe von Celes schicker Altstadtwohnung. Autos, Reisen, teure Kleider und Schmuck sind inbegriffen. Die beiden Proletarier wissen um das Kapital ihrer begehrten Körper. Systematisch beuten sie die verblen-deten Kapitalisten aus, während sie einander natürlich weiterhin in deren Abwesenheit beglücken.
Unter dem Scharfblick der allwissenden Mina pflegt die Menage à quatre in herzlicher Atmosphäre familienähnliche Verhältnisse: Zwei Paare, die doppelt fremdgehen: Memo und Nada betrügen ein-ander mit Cele und Lupo, die ihre Geliebten wiederum heimlich gemeinsam betrügen. Cele und Lupo betrügen dadurch aber auch einander: mit Memo und Nada, die ihrerseits wiederum Cele und Lupo betrügen, wenn sie sich zur Abwechslung im eigenen Ehebett treffen. Eine Beziehung festigt die andere. Bis die Bombe platzt. Celes und Lupos Börsenspekulationen bringen das finanzielle Gefüge ins Wanken. Sie stecken mit Memos Angestellten Rico unter einer Decke, der seinerseits das große Geld wittert. Doch die Glückskinder haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht…
2 D 3 H
Sprechtheater - Komödie
Übersetzung: BLAHA, MARJANA
Originaltitel: Nati con la camica