HERR FAUST SPIELT ROULETTE
Herr Faust, Mathematiker, spielt täglich in einem abgewirtschafteten, verkommenen Casino und hofft auf den großen Gewinn. Er trifft dort Freunde und Bekannte; Hansi, einen englischen Kauderwelsch plappernden Irren und den Architekten, der nie setzt, sondern immer nur ein todsicheres, kompliziertes System austüftelt. Zwei Arbeiter, die opiumtrunken an einer Stützsäule arbeiten, Irre aus der Narrenanstalt im ersten Stock, die durch das Casinofenster ins Leere springen, ein Mönch, der vogelgleich durch den Raum flattert. Gretl, Fausts Frau, stößt zu der illustren Casinorunde, kündigt an, daß das Gulasch fertig ist und verführt den Ehegatten mit Lustgestöhn‘ am Roulettetisch. Alle Freunde Fausts treffen – nun wie Gretl in wallende Geistergewänder gekleidet – zum großen Fressen ein. Auch der große Pudel ist dabei. Laut schmatzend und prustend werden die Eingeweide eines Spions von der Ostsee verzehrt. Faust soll seinen eigenen Kopf essen, aber der Appetit ist ihm vergangen. Die steigende Hitze läßt alle die Geisterklamotten abwerfen. Jetzt gesellen sich zu den anderen auch Goethe, Dostojewskij und die Gebrüder Karamasow. Das Gespann verdrischt seinen Schöpfer Wolfi, Bauer diskutiert mit Goethe einen würdigen Schluß. Plötzlich erstarrt die Szene, zwei Arbeiter suchen den Fehler. Einer haut Bauer auf den Kopf: „Wackelkontakt!!!!“
Presse: Blödelnd, trivialisierend und mit der Realität jonglierend gibt sich Bauers „Faust“ zwar den Anschein eines theatralischen Nichts, ist aber eine gallbittere Satire auf die Sinnsuche des Menschen.....
Der hohe Reiz des Stückes liegt in Bauers ungebrochener Freude an der Nutzung des Mediums Theater als Spielwiese und eben an seiner souveränen sprachlichen und bildlichen Bewältigung dieses seines ganz persönlichen Vergnügens.
2 D 18 H
Sprechtheater - Schauspiel
Uraufführung: 25.01.1987 Wien, Akademie Theater