WOITZUCK, Magda

KASSANDRA UND DIE FRAUEN TROJAS

Die Königstochter Polyxena wurde von ihrem Vater zur Seherin des trojanischen Staates auserkoren. Doch ihre jüngere Schwester Kassandra ist ihr an Klugheit und Weitsicht überlegen, weshalb König Priamos angesichts des drohenden Krieges mit den Griechen und einer Dürre weiter Landstriche, die gewaltige Migrationsbewegungen auslösen, kurzerhand Kassandra zum zukünftigen „Auge Trojas“ erklärt.

Doch für das hohe Amt muss sie zuerst ganz unten anfangen – bei drei weisen Frauen lernt sie Demut und das „Armenhaus Troja“ jenseits der Palastmauern kennen. Sie trifft auf Penthesilea, lernt zu lieben und was es heißt, als selbstbewusste Frau in einer patriarchalen Gesellschaft zu überleben.

Als sie wieder zum Palast zurückkehrt, stehen bereits alle Zeichen auf Krieg. Verzweifelt versucht sie ihren Vater zu Friedensverhandlungen mit den Griechen zu überreden. Doch als Paris mit seiner „Beute“ Helena aus Griechenland zurückkehrt – der perfekte Anlass für einen Angriff – ist der Krieg unausweichlich. Vom Balkon des Palastes blicken die Frauen auf die Schlacht und müssen mit ansehen, wie ihre Männer und Söhne sterben: „Ein Krieg dauert nur so lange, wie es Söhne gibt. Sind die Söhne aus, ist der Krieg aus. Bald.“

Magda Woitzuck blickt in ihrem Stück aus der Perspektive der Frauen auf Homers „Ilias“. Sie erzählt die Geschichte nicht als Kampf von Göttern und Helden, sondern als Folge menschlicher, politischer Entscheidungen. Ihr gelingt es dabei gegenwärtige Themen – kriegerische Konflikte, Migration und Umweltkatastrophen – vor der Folie des Mythos neu zu verhandeln.

„Spannend und klug [...] Behutsam, aber unerbittlich arbeitet Woitzuck die ökonomischen und geschlechtlichen Hierarchien des antiken Stoffes geschickt heraus, spiegelt darin das Heute. [...] ein Abend, der angesichts ökologischer Ausbeutung auf die Zukunft verweist.“ (Theresa Luise Gindlstrasser, Der Standard)

7 D    1 H

Sprechtheater - Schauspiel

Uraufführung: 14. Juni 2023, Sommerspiele Melk / Frei zur Schweizer Erstaufführung