NARRENTURM
Die zehn bis zwanzig Autisten, Spastiker, Mongoloiden, etc. dürfen alles, singen, nachplappern, essen, spucken, tanzen, das Publikum beleidigen, was immer ihnen einfällt. Sie sollen vor allem die Bühne füllen und dem „Geh’n ma Narren schauen“-Voyeurismus des Publikums genügen. Sie sollen Anarchie, Poesie und das Schwarze Loch verkörpern. Das Stück und die Schauspieler werden immer wieder dagegen anzukämpfen haben, sich auch nicht immer durchsetzen, aber das macht nichts. Nach Möglichkeit kommen die „Narren“ erst bei den Endproben dazu. Auf keinen Fall soll von der Regie versucht werden, ihnen etwas abzuverlangen. Schon ihre bloße Anwesenheit soll genügen. Aber natürlich dürfen und müssen die Schauspieler auf sie eingehen.
Der Narrenturm war die „erste Anstalt für geisteskranke in Wien“. Einem Gerücht zufolge hat Kaiser Josef II in einer Dachkammer eine Bodenluke öffnen können, um die Ausdünstungen der Kranken einzuatmen. Offenbar hat er sich davon ein spektakuläres Erlebnis erwartet.
Spatzak führt Besucher durch den Narrenturm und zeigt ihnen die Feuchtpräparate, die Trockenpräparate, die Skelette und die Mulagen. Da im Narrenturm sich nicht nur Exponate befinden, sondern auch Insassen wie Ahab, Kaiser Josef II selbst, Frau Flugfut die Prinzessin Isabella von Parma, die Kaiserin Maria Theresia und Rudolf Schwarzkogler, kommt es zu verwirrenden Begegnungen, Vereinigungen und Zusammenstößen mit der Welt von außen.
4 D 4 H
Musiktheater - mit Musik
Dekorationen: 1