FRANZOBEL, -

PARADIES

Topfenhopfer, Kienz und Gapp, drei mutmaßliche Insassen eines Gefängnisses, klettern nach ihrem Ausbruch mit Löffeln ausgerüstet, aus der Versenkung.

Topfenhopfer ist ein munter schwadronierender Massenmörder. Acht, zehn, also achtzehn hat er umgebracht. Gapp seinerseits spricht von vier, eher drei, vielleicht zwei, dann doch von vierzehn. Kienz, mutmaßlicher Gehirnchirurg und sozialer Mitleidsmensch, ist nicht direkt ein Mörder, sondern eine Art Wissenschafter, der sich verbotener Experimente schuldig gemacht hat. Zwischen Entzücken und Verwirrung atmen die drei Ausbrecher den Duft einer mutmaßlichen Freiheit, diese "frische Brise, die man Leben nennt".

Plötzlich kippt die Situation, dasTheater mischt sich mit seiner perfekt arbeitenden Maschinerie ein. Die drei Protagonisten entdecken, dass sie sich auf einer Bühne befinden. "Wir sind von Theater umzingelt." Eisern kämpfen die Schauspieler um ihre Figuren, Topfenhopfer, Kienz und Gapp, bis die Fassade der Vorstellung zusammenbricht. Der Bühnentod Topfenhopfers erweist sich als tatsächlich eingetretener Schlaganfall des Darstellers. "Weiterspielen wird`s nicht geben", jammert Kienz.

Das Publikum wird nach Hause geschickt. Doch Topfenhopfer schaufelt sich wieder aus der Versenkung. Das Spiel beginnt von vorne. Ist er im Paradies? Oder in der Hölle? Da sind schon wieder die Schauspieler, die den "toten Kollegen" ausrichten. Also doch wieder im Theater? Hat der experimentierfreudige Chirurg die Gehirne der anderen ausgetauscht?

"Die eigentliche Wirklichkeit sähe anders aus." Da führt nur noch der Notausgang hinaus.

Übersetzungen:

Dänisch: Paradies (Karen Jacobsen Halken, Peter Reichhardt/Nordiska)
Polnisch: Raj (Marek Szalsza/Adit)

0 D    3 H

Sprechtheater -

Uraufführung: 1998 Linz - Landestheater

Dekorationen: 1