BAUER, Wolfgang

SKIZZENBUCH

...Zum Auftakt von „1000 Jahre Paralyse“ gab’s im Schauspielhaus die Uraufführung des neuen Stücks von Wolfgang Bauer, der damit wieder einmal ein glanzvolles Comeback feierte. Bauer ist immer dann am besten, wenn er möglichst nahe bei sich selbst bleibt; die tollsten Stücke handeln entweder im eigenen Wohnzimmer („Magic Afternoon“, 1968) oder im eigenen Kopf („Ach, armer Orpheus!“, 1991). Sein dreißigstes Stück, das szenische Selbstportrait „Skizzenbuch“, handelt nun im Wohnzimmer und im Kopf des Autors zugleich.

Ein Dichter schreibt ein Stück, in dem er selbst gerade eben dieses Stück schreibt: Natürlich ist das, wie jede Perpetuum-mobile-Konstruktion, zum Scheitern verurteilt. Und natürlich weiß das Bauer selbst am besten. Daß er es trotzdem versucht, kann man tollkühn, paralytisch, naiv oder genial nennen. Zunächst einmal ist es vor allem ziemlich komisch. Wenn dem Autor, der rauchend am Schreibtisch sitzt, eine Szene nicht gefällt, schreibt er sie eben um und wir sehen sie – zurück zum Start – gleich noch einmal. Wenn es ihm gerade einfällt, dreht er sich – oder seinem Gesprächspartner – einfach den Ton ab und wir sehen nur die Mundbewegungen der Schauspieler. Und wenn er – ratsch! – eine Seite von seinem Skizzenbuch abreißt, geht das Licht aus: Szenenwechsel.

3 D    5 H

Sprechtheater - Schauspiel

Uraufführung: 9.5.1996, Wiener Festwochen – Schauspielhaus Wien