HELFER, Monika

SOLL ICH DENN SINGEND ZUGRUNDE GEHEN?

Rosina, eine Sängerin, ist auf der Flucht. Sie hat immer wieder Feuer gelegt in vielen Konzertsälen, sie hat kleine Papierchen angezündet, in den Papierkorb fallen lassen, aber es wurde nie ein richtiges Feuer. Früh entdeckt und früh gelöscht, aber sie wurde doch angezeigt. Sie ist mit einem roten Koffer und roten Stöckelschuhen und mit sich selbst auf der Flucht, nach außen und nach innen. Sie hat sich von sich selbst entfernt und spricht von sich nur von "ihr", ganz selten sagt sie "ich". Ihr Mann kommt nur vor als der, der sich ihrer schämt: "Wenn er mich nur nicht entmündigt." Sie ist auf einem Gipfel angekommen, der in Wahrheit eine Spitze ist, von der man nur mehr abstürzen kann. Sie spricht von sich selbst, sie hat sich gefährlich weit nach vorne gebeugt, fast wäre sie gefallen. Als endlich der Mann auftritt, fragt er nur nach den Sparbüchern. Er ist ebenso absent wie sie, bewegt sich aber in der realen Welt und hat seine Ansprüche. Zwischen ihren gähnt ein Abgrund. Das Singen hat für sie wohl Freiheit, Fliegen, Glück bedeutet und deshalb fragt sie wie beim berühmten Schwanengesang: "Soll ich denn singend zugrunde gehen?"

1 D    1 H

Sprechtheater - Schauspiel

Dekorationen: 1