WORÜBER MAN LACHT, WENN ES NICHTS ZU LACHEN GIBT
Was wäre, wenn Daniil Charms, Pionier des Absurden, Dichter und Dissident im stalinistischen Russland, in unserer Gegenwart des digitalen Kapitalismus landen würde? Für Maxim ist Daniil der perfekte Partner seines neuen Internet-Start-Ups Die absurde GmbH. Unkonventionelles Denken mit einem Hauch von Irrsinn wird zum neuen kreativen Kapital auf dem Markt der Nonkonformisten. Das erste Businessmeeting mit der Immobilienmaklerin Julia läuft zwar noch nicht ganz rund, aber Daniil wird das ABC des Kapitalismus schon noch lernen, davon ist Maxim überzeugt.
Maxim hat Daniil über seine Ex-Freundin Mariam kennengelernt, erfolglose Schriftstellerin, gescheitert beim Versuch, Daniil gewinnbringend zu vermarkten. Sie hat Maxim aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, und auch sie muss bald raus, da der Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat.
Mariam sucht Julia auf und trifft dabei auf Maxim und Daniil. Während draußen, im Fernseher, die Panzer rollen, suchen die vier den Rückzug ins Private. Doch die eigenen vier Wände sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Statt Wohnungen hat Julia nur Zelte im Portfolio – Mehrgenerationzelte, Gemeinschaftszelte, Vorsorgezelte … Und auch diese mobilen Safe Spaces sind in Gefahr, denn die Angst vorm Gespenst des Zeltverleihs geht um, der im Auftrag des Innenministeriums Normalitätsprüfungen durchführt.
Da hilft nur noch die Flucht – aber wohin, in Sinn oder Unsinn?
Mario Wurmitzers Stück ist eine Verbeugung vor dem russischen Avantgardisten Daniil Charms, dessen Werk oft mit Kafka, Ionesco oder Beckett verglichen wird und der heutzutage für Autokraten aller Couleur immer noch unbequem und unheimlich ist. Wurmitzer sucht nach der widerständigen Kraft des Absurden in unterschiedlichen politischen Systemen. „Es könnte sein, dass noch keine Einigkeit darüber besteht, wie sehr wir Daniil Charms brauchen“. (Mario Wurmitzer)
2 D 2 H
Sprechtheater - Schauspiel
Uraufführung: Frei zur UA