CSOKOR, Franz Theodor

KAISER ZWISCHEN DEN ZEITEN

Der Kaiser Diocletian ist das und sein Nachfolger Constantin, mit dem Beinamen „der Große“, den auch sein Vorgänger verdient hätte, der durch seine Teilung des Reiches die Lebensdauer der römischen Herrschaft im Westen um mehr als ein Jahrhundert und im Osten über ein Jahrtausend verlängern half. Freilich, die Götterkrise der heidnischen Welt konnte er nicht mehr aufhalten, selbst nicht durch seine vier Christenverfolgungen, die den Abend des Philosophenkaisers Marc Aurel trübten.

Was aber Diocletian trotz seiner Massaker missglückte, eine Lehre zu unterdrücken, die ihm durch die Realisierung ihres ihm unfassbar doktrinären und zugeständnislosen Messianismus die größte Gefahr für das von ihm neu geordnete Imperium bedeutet, schien allerdings Constantin zu gelingen, indem er jene Religion der Entrechteten in den Bereich seiner kaiserlichen Hierarchie entrückte. Der Stall von dem Bethlehem mit dem Gott der Sklaven, der Hirten, der Handwerker, der Bettler übersiedelte in den kaiserlichen Residenzen von Rom, Byzanz und Ravenna, deren Zeremoniell nun mit dem neuen Kult verschmolz.
Die Götterdämmerung auf dem Olymp nahm man dadurch auf Erden nur genau wahr, und ein Glaubenswechsel, der die Züge seiner Welt hätte ändern müssen, brachte diese kaum dazu, die Miene zu verziehen.

Aber weder Inhalt noch Katechismus einer neuen Lehre, sondern allein das, was sie aus den von ihr gewonnenen Geschöpfen ihrer Anhängerschaft zu machen und wohin sie zu bringen vermag, entscheidet.
In der Form von Dialogen wird das hier ausgesagt, also auf die zwingenste und unmittelbarste Art der Mitteilung. Und in einer Person, die stumm und unsichtbar bleibt, tritt uns eine solche Änderung doch in ihrer ursprünglichsten und reinsten Form entgegen, für die die Worte Apostels gelten: „Praeterit huius mundi figura“ – Es verwandelt sich das Gesicht der Welt!

Und nun nehmen die Gestalten das Wort!

3 D    15 H

Sprechtheater - Schauspiel

Dekorationen: 3